KURHAUS BAD WANGS
   

Im ehemaligen Kurhaus Bad Wangs - erbaut 1913 (heute Institut Sancta Maria) genauer gesagt in der alten Kräuterküche existieren noch zwei guterhaltene Sudhäfen und sechs Badanlagen im Original-Zustand aus der damaligen Zeit.

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Sudhäfen im Originalzustand
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Badanlage im Originalzustand
   
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Moderne Speisesaal-Terrasse mit einzigartigem Ausblick
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Halle und Gesellschaftsraum
   
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Restaurant
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Restaurant
   
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Terrasse
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Terrasse / Gartensitzplatz
   
Nach einem Bericht um 1945
Eine halbe Stunde von Sargans entfernt, liegt in südlicher Richtung ein kleines Bauerndörfchen, welches heute weit über die Grenzen des Schweizerlandes hinaus bekannt ist. Tausende kranker Menschen pilgerten früher jedes Jahr nach Wangs, um bei Johann Künzle, dem Kräuterpfarrer, Heilung von ihren Gebrechen zu finden. Anfänglich wurde den Patienten Tee und Kräuterpulver sowie Krafttropfen und Pillen, aus kräftigen Alpenpflanzen hergestellt, verabreicht. Später trug sich Pfarrer Künzle mit dem Gedanken, durch Kräuterbäder die Heilerfolge zu steigern. Auf diese Anregung hin liess Herr Alois Freuler, der spätere Besitzer des heutigen Kurhauses, in seinem Privathaus zwei diesem Zwecke dienende Badewannen einbauen. Hier wurden von morgens 4 Uhr bis abends spät frische heilbringende Pflanzen und Föhrenzweige, Wacholder und Heublumen gesotten und deren Absud für die Badekuren verwendet. Dis eigens für diese Kur, oft von weit her zugereisten Patienten, mussten damals hauptsächlich in Privathäusern untergebracht werden. Der Erfolg im sogenannten Volksbad war so verblüffend, dass Pfarrer Künzle den Bau eines gut eingerichteten Kurhauses in Erwägung zog.
   
Im Jahre 1913 konnte das neu gebaute Kurhaus und Bad Wangs unter der Direktion von Alois Freuler in Betrieb genommen werden. Die nun schon bekannten Heilbäder, seine aussichtsreiche, geschützte und sonnige Lage, verhalfen dem jungen Unternehmen anfänglich zu einer recht guten Frequenz. Der Ausbruch des ersten Weltkrieges wirkte sich in dem so vielversprechenden Kurbetrieb ungünstig aus. Schwere Zeiten folgten. Ausserdem zog es den Kräuterpfarrer immer wieder hinaus ins Gebiet der Grauen Hörner oder nach Vättis im Taminatal, wo er sich dem Studium der Alpenpflanzen widmete. Seine dadurch bedingte zeitweilige Abwesenheit verhinderte ein systematisches Behandeln der Patienten. Kein anderer Arzt wollte damals den gefürchteten Konkurrenten, den Kräuterpfarrer, vertreten. Im Jahre 1927 erwarb Alois Freuler das Kurhaus von der bestehenden AG. Doch schon im Frühling 1933 starb er. Ein Neffe von Pfarrer Künzle übernahme die Kurleitung und brachte, zusammen mit dem heutigen Besitzer, Herr M. Freuler, dem Hause die Blütezeit. Systematisch und individuell wurden die heilenden Pflanzenprodukte verabreicht. Nach eingehendem ärztlichen Untersuch rückte man den verschiedenen Gebrechen mit den von Pfarrer Künzle erprobten Kräutermitteln zu Leibe. Aus Kräuter-, Sauerstoff- und Kohlensäurebäder sowie Massagen, Wickelpackungen und subaquale Darmbäder wurden gegeben. Heute gilt noch unsere unveränderte Devise "Keine Behandlung ohne Kräuter". kurhaus12  

Pfarrer Künzle führte am 24. März 1914 den ersten Kräutermarkt in Wangs durch.
Für die Abhaltung dieses Marktes wurde ein eigens dafür erforderliches Reglement erstellt, welches durch den Regierungsrat genehmigt wurde. Es war richtig, dass Pfarrer Künzle hier in Wangs und Umgebung die Kräuter sammeln liess, denn er hatte festgestellt, dass die Kräuter im Föhngebiet bedeutend stärker sind als jene im Bereich des Nordwindes (rechts das alte Volksbad)

 

   
Die früher sehr skeptisch eingestellte Ärzteschaft anerkennt heute die durch diese Behandlungsart erzielten Heilerfolge. Hochbetagt starb Pfarrer Künzle in Zizers. Seinem Wunsche entsprechend, wurde der Ehrenbürger von Wangs in Wangs neben der schön gelegenen Dorfkirche bestattet. Dr. med. A. Künzle übernahm die Leitung des Kräuterdepots in Zizers. Heute werden die Leidenden im Kurhaus Wangs von Dr. med. E. Hengge, Kurarzt in Bad Ragaz, betreut.

Heute bemühen sich nebst der Besitzerfamilie Angestellte um das Wohlergehen der Kurgäste. Der Therapiebetrieb allein benötigt fünf Personen. Masseur und Masseuse, Bademeister und Diätköchin bieten den Kranken Gewähr für individuelle Behandlung. Die Heilerfolge sind ausgezeichnet. Ausser den erwähnten Kurvorzügen in gesundheitsfördernder Hinsicht bietet die Umgebung des Kurhauses den Patienten die Möglichkeit, sich an der Schönheit des Sarganserlandes zu erfreuen. Auch Feriengäste nehmen da selbst gerne Aufenthalt. Sie wandern hinauf in das Gebiet der Grauen Hörner, besuchen die fünf reizenden Alpenseelein, bewundern die reiche Alpenflora, lauschen den bimmelnden Glocken der Herden und ergötzen sich am munteren Treiben des Wildes im Schongebiet.

Das Kurhaus bleibt auch im Winter in Betrieb, denn hier beginnt der Aufstieg zum Skigebiet Piz Sol. Die Tourenstrecke wird als eine der schönsten in Europa gewertet. Leider scheiterten bisher alle Anstrengungen, dieses einzig schöne Alpengebiet möglichst vielen Naturfreunden durch eine Alpenstrasse oder eine Sesselbahn bequemer zugänglich zu machen. Jedes Jahr mehrt sich trotzdem die Zahl derer, die gesund und froh das Kurhaus und Bad Wangs verlassen und sich dankbar an Pfarrer Künzle erinnern, der als Pionier auf dem Gebiet der Kräuterheilkunde Weltruf erlangte und in seinen Werken weiterlebt und -wirkt zum Segen der leidenden Menschheit.
 
 
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Das ehemalige Kräuterhaus Schmider, wo zu Künzles Zeiten Kräuter verkauft
wurden, musste 1996 der neuen Strassenführung Rüti-Leum weichen.